Donnerstag, 23. Juni 2011

Protokolle online


Jauchzet! Frohlocket! Auf, preiset die Tage!

Seht, sie sind online:
Die Protokolle der ersten Vorstandssitzungen!


Und sogar herunterzuladen unter der folgenden Adresse:
http://tinyurl.com/6gr3lm2

Dafür wollen wir dem Vorstand
der Teilnehmergemeinschaft recht herzlich danken: Danke!

Wofür wir dem Vorstand der Teilnehmergemeinschaft nicht herzlich danken wollen, ist das nunmehr schriftlich dokumentierte Wiederaufleben der als Route Fourty-Six bereits vom Ministerium und der LGLN aus der Planung geworfenen Neubaustraße zwischen der Burenreege und der Achterstädter Straße und dem damit verbundenen Ausbau der Straße Zum Rockenmoor. Man hat dieser Straße, deren Bau leider aus zahlreichen wohlerwogenen Gründen keineswegs erlaubt werden kann, nunmehr noch einen Querriegel in der Höhe des Siels als Schoko-Riegel für das Ministerium angeflanscht (ehemals unter allgemeiner Heiterkeit als "Alibi-Erschließungsriegel" bekannt geworden; uns liegt da ein Email-Verkehr aus den Frühtagen der Arbeitskreisplanungen vor, der recht interessant ist). Angeblich würden 70 HA landwirtschaftliche Flächen neu erschlossen, daher sei diese Straße -so wird selbst von intelligenten und weltläufigen Vorstands-Stellvertretern, die es eigentlich besser wissen müßten, gefordert- ein Muß.

An dieser Stelle wollen wir keineswegs die lange Liste der Gegenargumente herunterbeten oder gar persönliche Polemiken platzieren. Dem großen Visionär der Querverbindung, dem Landvolksvorsitzenden H.O. Witting, sei aber der Ratschlag Helmut Schmidts in Gedächtnis gerufen: "Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen" - vor allem Visionen, die im Zusammenhang mit Aphonie (med. f. Stimmlosigkeit) auftreten, werden von der Umwelt nur selten toleriert und führen oft zu dauerhaftem Verlust an Sympathiewerten.

Schließen wir mit einer kleinen Fabel, deren Lehrcharakter bestechend ist. - Als kleiner Junge hatten mir meine lieben seeligen Eltern ein gebrauchtes Kettcar geschenkt, mit dem ich in unserem Viertel wüst herumfuhr. Da ich zu diesem Zeitpunkt eine kleine unabhängige Republik ausgerufen hatte, an deren Spitze unser dicker Hauskater stand, überließ man mir zudem ein kleines Stückchen Garten mit der Auflage, einen Teil der geernteten Früchte (es wuchsen dort Erdbeeren und Kürbisse) an die Familie abzuführen. Dafür gab es wiederum ein kleines Taschengeld. Eine monatliche garantierte Apanage - Ein von den Eltern subventioniertes Fahrzeug - ein Grundstück mit Naturalpacht - ein insgesamt sorgenfreies Leben - ich kam mir vor wie ein echter Landwirt. Nur ein Problem quälte mich unsäglich: Ich konnte mit meinem Kettcar das Grundstück nicht auf dem direkten Weg erreichen, da der gepflasterte Gartenpfad für die Spurweite meines Fahrzeugs einfach zu schmal war. Ich mußte mein Königreich über einen Umweg anfahren; dies bedeutete einen Zeitverlust von fast einer Minute, der natürlich nicht hinnehmbar war. Also forderte ich, der doch schon mehrfach Begünstigte, vehement die Verbreiterung der Zuwegung. Daß dafür sowohl die Wäschepfähle meiner Großmutter als auch der alte Apfelbaum fallen mußten, war in meinen Augen leicht hinzunehmen, ging es doch um die Optimierung meiner Wirtschaftsfähigkeit.

Wie ist die Sache wohl ausgegangen? Nun, mein Großvater gab dem Antrag auf Einleitung der Flurbereinigung im Familiengarten und dem damit verbundenen Wegebau nicht statt, sondern verwies mich mit der ihm eigenen Ironie auf die bereits gewährten Vergünstigungen und ließ mich mit dem Hinweis zurück, daß man auch ohne meine Kürbisse und Erdbeeren nicht verhungern werde, hingegen eine Streichung meiner Vergünstigungen die sofortige Insolvenz und den Untergang meines Staatskörpers nach sich zöge - samt Vertreibung des fetten Katers und Wiedereingliederung des Grundstücks in den Familiengarten. Da zog ich einen Flunsch und verfügte mich auf meine Ländereien.


Und die Moral von der Geschicht':
  • Zu viele Geschenke machen gierig.
  • Wer zu gierig ist, läuft Gefahr, nichts zu bekommen außer Ärger.
  • Sei zufrieden mit dem, was Du hast, sonst läufst Du Gefahr, alles zu verlieren.
  • Manchmal ist es besser einen Umweg inkauf zu nehmen und freundlich gegrüßt zu werden, als sich auf direktem Wege eine blutige Nase zu holen.

Vielen Dank für Ihr Interesse, Ihr Äsop.

2 Kommentare:

  1. Nanu?!
    Da hat aber jemand einen "Moralischen" (geborene Ruhrgebietler bezeichnen so einen emotionalen Koller)
    So unverholen hat ja noch niemand Drohungen ausgestossen. Ich dachte, wir können ohne blutige Nasen, Androhung von Ärger, und der Empfehlung von Umwegen alle Diskrepanzen aus dem Wege räumen.
    Von einem Altphilologen hatte ich besseres erwartet.
    Schade drum.

    F-J Kaiser

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  2. Lieber Herr Kaiser,

    danke für Ihren Kommentar. Nehmen Sie meinen Text in erster Linie mal als rhetorische Gegenwehr gegen das, was seit Jahren von einigen wenigen Interessierten versucht wird, uns Achterstädtern zu oktroyieren - finden Sie nicht, daß angesichts von Betonschädeligkeit ein "Moralischer" durchaus gerechtfertigt ist? Und daß ich mit der Fabel die Flurbereinigungs-Wirklichkeit etwas infantilisiert habe, ist doch eine charmante Aktualisierung des Homo ludens, den die Antike schon kannte - eine Antike, in der übrigens viel heftiger rhetorisch gestritten wurde. Wie schmähte Demosthenes nicht den Aischines! Und hintenrum flossen immer Bestechungsgelder und Apanagen; dies ist bei uns leider gar nicht der Fall.

    Drohungen allerdings kann ich meinem Text keine entnehmen außer zum Schluß das Bild der blutigen Nase; und dies soll keine Drohung beinhalten, sondern eine elementare Lebenserfahrung wiedergeben, daß nämlich zu viel Gier und Herrschaftsanspruch langfristig wenig fruchten und selten belohnt werden. Daß bei einem Beharren auf der Route 406 (bis heute hat noch keiner der Fordernden auch nur den kleinsten Schritt hin zu den betroffenen Anwohnern gemacht; stattdessen zieht der Landvolkvorsitzende es vor, dank einer Sondergenehmigung für Überlasten, mit seinem Monstertruck auf einer 8-Tonnen-Straße hin- und herzumöhren), daß bei einem Beharren auf dieser Variante natürlich eine Menge Widerstand und Ärger zu befürchten sind, darüber sind wir uns doch wohl alle im Klaren: Warum sollte fast ein Dutzend friedlicher Anwohner sich den paternalistischen Ideen einiger weniger Interessierter denn auch widerstandslos hingeben?

    Bitte erlauben Sie mir ein privates Wort zum Schluß: Ich bin nicht zuletzt deshalb Ihr Fan, weil Sie als Einziger überhaupt uns die Freude machen, frank und frei zu kommunizieren und dabei auch offen sind für abweichende Denkweisen. Ich habe nur das Gefühl (und bitte, dieses mir nicht übelzunehmen), daß Sie Ihre wohlmeinende Solidarität denjenigen schenken, die diese für ihr Eigeninteresse zu funktionalisieren gedenken. Ist es nicht manchmal wünschenswerter, die Nadel im Sitzkissen zu sein als die Vorstecknadel am Busen derer, die ihr Hinterteil auf demselben wetzen?

    Wahrschau! Und mit freundlichen Grüssen ohne jegliche Drohungen & Schmähungen,

    Ihr OW Plocher

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