Freitag, 9. September 2011

Sag mir, wo die Blumen sind...

*** Liebe Leser, der Band ist leider bereits verkauft!
Vielen Dank für Ihr Interesse, Ihr OW Plocher ***

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Liebe Leserinnen und Leser,

Erich Erdmann! Das ist ein Name, der in unserer Region einen hellen und klaren Klang hat. Ein guter Name! Ein feiner Mann! Der einige sehr schöne Bücher über unsere Heimat geschrieben hat. Ich freue mich, Ihnen in dem heutigen Post eines dieser Werke präsentieren und zum Kauf anbieten zu können - vergriffen ist es im Buchhandel schon lange, und nur der Antiquar fördert hier und da noch ein Exemplar zutage. So geschehen anläßlich eines neuerlichen Bibliotheks-Ankaufs in Oldenburg.

Es handelt sich um ein Buch über "geschützte und bestandsbedrohte Pflanzen im nördlichen Oldenburger Land" mit Texten und zahlreichen Farbfotos des Verfassers. Der Titel des Werks lautet "Lautlos schwinden sie dahin", und erschienen ist es im Jahre 1991 im Oldenburger Wintermann Verlag. 20,5 x 21,5 cm, Kunstdruckpapier, 120 Seiten, zahlreiche Farbfotografien.



Aus dem Klappentext:

Die Zahl der Wildkräuter nimmt von Jahr zu Jahr erschreckend ab. Die warnenden "Roten Listen" mit den bestandsbedrohten Pflanzen werden immer länger. Nicht weniger als 45,1% aller in Niedersachsen wildwachsenden Gefäßpflanzen enthält die letzte Fassung vom 1.10.1983.
Vor allem die Hochleistungslandwirtschaft mit Überdüngung der Böden und dem übertriebenen Einsatz von Herbiziden und Insektiziden, die Trockenlegung von Mooren und Feuchtgebieten, die Versiegelung großer Flächen für den Straßen- und Städtebau sowie die unausgesetzte Erschließung von Naturlandschaften für den Tourismus tragen u.a. zur Verarmung der Pflanzenwelt bei.
Es ist ein fataler Irrtum zu glauben, auf ein "Blümchen" mehr oder weniger käme es bei der Fülle der Pflanzenarten nicht an. Wenn wir bedenken, daß eine intakte Pflanzenwelt den Grundstock für alles tierische und das menschliche Leben auf der Erde bildet, dann sind wir schon allein aus diesem Grunde zu ihrer größtmöglichen Schonung und Erhaltung verpflichtet.

Der dies sagte war alles andere als ein langhaariges, brillentragendes Öko-Weichei aus der entfernten Stadt, in der man solche Töne wohl anzuschlagen gewohnt ist. Beweis (zum Vergrößern anklicken):


Gegliedert nach verschiedenen Lebensräumen (Gewässer - Hochmoor - Wiese - Salzwiese - Wald - Acker) stellt der Verfasser über 80 bedrohte Pflanzenarten und ihre Habitate in Wort und Bild vor. Gesonderte Kapitel sind den Orchideen und der Ruderalflora gewidmet. Das Werk ist ganz außerordentlich gründlich und mit viel kenntnisreicher Hingabe erarbeitet worden. Der Verfasser, mittlerweile selbst "lautlos dahingeschwunden", gibt seiner Sorge im Vorwort Ausdruck:

Mit Bestürzung mußte der Verfasser erleben, wieviele Standorte bedrohter Pflanzen allein in dem Untersuchungsgebiet seit den Vorbereitungsarbeiten zu diesem Buch im Jahre 1985 bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt durch land- und forstwirtschaftliche Aktivitäten verloren ging. Mit weiterem Artenschwund muß bei unveränderter Wirtschaftsweise gerechnet werden.

Hat sich seitdem etwas getan? Aber ja. Es gibt seit 2009 ein Umbruchverbot in Niedersaxen für Dauergrünland. Hier und da wird doch noch umgebrochen. Abgetorft wird weiterhin wie nischt Gutes. Die Förderung für Grünlandwirtschaft wurde ausdifferenziert und ausgebaut, immerhin. Nur in Achterstadt und umzu sind einige sehr Wenige der Meinung, es gäbe noch nicht genug Straßen... aber nein, davon heute nichts weiter! Ehren wir lieber Erich Erdmann und sein Andenken: Dreimal hoch!

Der leicht am Schutzumschlag angestaubte, ansonsten aber tadellos erhaltene Band ist im Antiquariat Plocher gegen offene Rechnung für Euro 15,00 incl. Versand und Mehrwertsteuer zu beziehen. Keine Kreditkartenakzeptanz. Kontaktdaten zur rechten.

Danke für Ihr Interesse, Ihr OW Plocher

Donnerstag, 8. September 2011

Widersprüche gegen den Kostenbescheid


Liebe Mitleidende, Mitleidige und Mitgelittene!

Nun ist es also soweit: Jeder Grundeigentümer hat von dem Verband der Teilnehmergemeinschaften (die unter derselben Adresse firmieren wie das LGLN in Oldenburg) eine Rechnung / Zahlungsaufforderung bekommen. Für 1 Hektar Landbesitz werden pauschal 29 Euro als jährlicher Abschlag gefordert. Wenn die einzuziehende Summe unter 10 Euro liegt, wird sie erst später erhoben, wenn sich's nach Akkumulation lohnt. Für alle anderen gilt: Zahlen Sie, sonst mahlen sie - nämlich die Mühlen der Verwaltung und geldeintreibenden staatlichen Stellen.

Putzig finde ich persönlich: Als es um die Informierung der Teilnehmer und Grundstückseigentümer über Fragen der Flurbereinigung bzw. den Aufruf zur Wahl des Vorstands der Teilnehmergemeinschaft ging, reichte eine öffentliche Bekanntmachung. Aufgrund der Besitzverhältnisse, die sich ja ständig änderten, könne man nicht alle Adressen der Teilnehmer und Grundstückseigentümer ermitteln. - Was glauben Sie, wie schnell und effektiv diese Ermittlung bei der Rechnungsstellung möglich war? Da wird mit Sicherheit noch der letzte Zahlungspflichtige in seiner versteckt gelegenen Laubhütte auf Bora-Bora aufgestöbert, auf daß kein Eurocent verderbe...

Wenn Sie gegen den Kostenbescheid WIDERSPRUCH EINLEGEN möchten: Der Termin verstreicht in den nächsten 3 Tagen. Bis zum 10. September haben Sie dazu Gelegenheit. Sie können sich mit Ihrem Anliegen auch an den Rechtsanwalt meines Vertrauens, den in Brake und umzu bekannten Herrn Tammo Gräper, Schrabberdeich 10, in Brake wenden. Dieser ist mit der Flurbereinigung in Schwei bereits mehrfach befaßt und bearbeitet gerne Ihre Fragen und Anliegen.

Rechtanwalt Tammo Gräper
Tel. 04401-5081 / Fax 04401-6028

Für Fragen steht Ihnen natürlich auch meine Person gerne zur Verfügung.

Dake für Ihr Interesse, Ihr OW Plocher

Mittwoch, 31. August 2011

Verbrechen des Tages - jetzt mit Nachtrag

Liebe Leserinnen und Leser,

wenn Sie sich mal richtig ekeln und wissen wollen, wie es in agrarindustriell verwüsteten Gegenden zugeht (wozu ich das Stadland ausdrücklich NICHT rechne: Danke, lieber Gott daß wir von diesen Verhältnissen noch weit entfernt sind!), sollten Sie heute abend um 21.45 Uhr die ARD-Exclusiv Reportage anschalten: "Das System Wiesenhof".

Für die dazu gehörige Programmvorschau bitte hier klicken: WIESENHOF.

Halten Sie Eimer, Vomex und Feudel bereit. Jeder, der Hühner aus eigener Anschauung kennt und das natürliche Treiben dieser wunderbaren Kreaturen einmal sozusagen in freier Wildbahn beobachtet hat, wird verstehen, was ich meine. - Aber solange es in Alemania immer noch salonfähig ist, sich für 1,99 Euro ein halbes Qualhähnchen mit Pommes und Majo zwischen die Zähne zu schieben, um sich von dem gesparten Geld einen schönen Satz Alufelgen für die überspoilerte Blechgurke zu kaufen, ändert sich da fei nix.

Tut mir leid, mußte hier auch mal gesagt werden. Hat mit unserer Flurbereinigung nicht direkt was zu tun.

Obwohl...

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NACHTRAG: Die Firma Wiesenhof, die aus dem Bericht erste Konsequenzen gezogen hat (einer Fremdfirma, bei der Verstöße gegen das Tierschutzgesetz gefilmt wurden, hat man mittlerweile gekündigt), hat eine Art Gegenreportage bei Youtube eingestellt, die eine andere Sichtweise auf die Dinge wiedergibt und unter folgendem Link zu erreichen ist: GEGENREPORTAGE.

Ein zusammenfassender Beitrag ist auf der Seite TOPAGRAR online zu lesen: TOPAGRAR.


Eine persönliche Anmerkung: Ich hatte in der ARD-Reportage mit erheblich schlimmeren Verstößen und grausigerem Filmmaterial gerechnet; natürlich waren die gezeigten Praktiken für jeden vernünftig Denkenden und vor allem Empfindenden widersinnig genug. Auch glaube ich nicht, daß die Firma Wiesenhof zu den größten Übeltätern zählt; vielmehr ist es die allgemeine Praxis der Massentierhaltung, die die unter Zeit- und Arbeitsdruck stehenden Mitarbeiter indolent, unempfindsam werden läßt und sie in den Massen der gezüchteten Tiere nicht mehr als Rohstoffe sehen läßt. Das System Wiesenhof ist in diesem Sinne das agrarindustrielle System mit all seinen Auswüchsen insgesamt. An dessen Ende aber steht der Verbraucher, der ein Kilo Putenbrust für 3,99 Euro oder Billighackfleisch erwartet (Kilo für nur 1,99 Euro, schrie's neulich bei Famila aus dem Lautsprecher: Hallo!? Geht's noch?).

Ehrlich gesagt: Seit ich Hühner halte und Küken großziehe, bekomme ich ohnehin kein Chicken-Nugget oder angebliche "Goldhühner" mehr runter... aber ich bin ja vielleicht ein Spezialfall.

Zum Abschluß ein Bild aus der eigenen häuslichen Mastanlage: Der heute recht stolze Hahn Piepsi vor zwei Jahren, fast frisch geschlüpft...


Danke für Ihr Interesse, Ihr OW Plocher




Montag, 22. August 2011

BREAKING NEWS

***** BREAKING NEWS ***** BREAKING NEWS *****


Filmbeitrag im Internet auf NDR 1:

Die Flurbereinigung in Schwei, namentlich in Achterstadt!

Mit O-Tönen von B. Wulff und O.W. Plocher!

Klicken Sie, und nicken Sie!

Hier der direkte Link:

http://www.ndr.de/regional/niedersachsen/oldenburg/guelle135.html


***** BREAKING NEWS ***** BREAKING NEWS *****


Mittwoch, 13. Juli 2011

Faust III - Eine ländliche Komödie....

.... in 3 Szenen insbesondere für Kenner der Verschreibkunst, vom großen Widersacher alles Guten gewidmet den Gebildeten unter seinen Verächtern.


2. Szene, in der wiederum gesungen, getrunken und gefeiert, aber auch gesprengt, gerechnet, fast gestorben und klistiert wird.


Die Nachterstädter also hielten unter dem Vorwand einer Bürgerinitiative gegen den Autobahnzubringer ihre Orgien ab, und nur die leichten seismischen Erschütterungen des Moorbodens verrieten ihnen die wenige Kilometer entfernte Anwesenheit einer gewaltigen, unterirdischen Potenz, der unbändigen Stampf-Kraft großen Vorsitzenden und seines Getreuen. Als die Festgesellschaft die bedrohlichen Schwingungen aus der Uhrenreege empfing (sogar das Kerzenlicht auf dem Tisch vibrierte ängstlich mit), trat ein eisiges, klammes Schweigen ein, und auf der Stirn des Antiquarius Blocker, dieses dickbäuchigen Hintertreibers alles Sinnreichen, der mit weit geöffnetem Hemd und Brusthaartoupet, in jedem Arm eine Dame zweifelhafter Gesinnung, auf einem Flokatiteppich vor seinen Bücherregalen lungerte, bildeten sich Perlen, jedoch keineswegs aus dem Schweiß des Gerechten.

"Sollte", so fragte sich die autobahnzubringerfeindlichen Rotte, "dies die Feuerschrift an der Wand sein, die einst Belsazar warnte? Oder sind's nur aushäusige kopulierende Wildsauen, die unseren herrlichen Saal zum Beben bringen?" - "Nun, sei es wie es sei! Der Kampf geht weiter, getreu unserem Motto: Wo keine Autobahn, da kein Zubringer! Was, mein lieber Sefarde?!" wendete sich der Unkeusche, Unbeschnittene an seinen Mitstreiter, den listigen Alibi-Zirkusdirektor Jorge Sefarde, der -aus einer alten Familie galizischer Schausteller stammend- zum Schein einen Zirkus im nahen Klötermoor unter einem großen, grünen Kuppelzelt betrieb. Gerüchte, gelegentlich locke er unter dem Vorwand, es beginne gleich eine Aufführung mit noch nie gesehenen Attraktionen, ein paar Touristen dort hinein, pflocke sie mit seinen Helfershelfern an und mäste sie mit Bohnen und rohen Zwiebeln, um die bei den folgenden Gärungsprozessen entweichenden Gase in einem komplizierten Prozeß in Energie umzuwandeln, mit der er wiederum seine aufwendige Zirkusbeleuchtung unterhalten könne, wurden zwar nie bewiesen, aber auch nie widerlegt. Übrigens war dieser Kreislauf unter dem Begriff der "Organischen Methanogenese" im Rahmen des "Zu erneuernden Energie-Gesetzes" (ZEEN) stark subventioniert; die Verwendung von Touristen, die man nach Gebrauch traditionell auf den nahegelegenen Landflächen entsorgte, hatte allerdings den entschiedenen Nachteil, daß diese dagegen lautstark protestierten und Schwermetalle absonderten. Weswegen man sich bei der Füllung des grünen Zeltes wohlweislich auf Mais und bereits tote einheimische Lebewesen beschränkte.

"Soll mir nicht drauf ankommen!" rief Sefarde beseelt, und krachend schlug sein Trinkhorn gegen das des skrupellosen Buchhändlers - eine schöne Gesellschaft, zu der sich auch noch der schwerstens angetrunkene Immobilienhai und Freizeitkonstrukteur Tjark Schatten gesellte, der dank seines (mithilfe eines selbstentwickelten Tarnanstrichs unsichtbar gemachten) Parks aus Windrändern ein auskömmliches Leben führen konnte, gefolgt von Herman von Fehn, einem ortsbekannten Bänkelsänger und Nebenerwerbslandwirt, dessen Balladen -mit rührendem niederländischen Akzent vorgetragen- ihn zum Schwarm aller Damen im Umkreis mehrerer hundert Meter machten. Gerade wollte von Fehn anheben, eine besonders traurige Ballade zum Besten zu geben ("Auf dem Gülle-Highway ist die Hölle los" - in Nachterstadt ein Erfolgsstück), als es im Saale furchtbar blitzte und donnerte und ein sehr umfangeicher, nur mit einer gewickelten Toga bekleideter Mann erschien, auf dem Haupte eine rotierende Discokugel, an den gespreizten Füßen römische Sandalen.

Auf die Frage, ob er vom Landesamt für Geodesinformation und Leidenschaft komme, umwölkte sich sein Haupt und er rief in lupenreinem Dortmunder Dialekt, er sei Bacchus, der Gott des Weines und der Orgien, und er sei vom Olymp bzw. der Olympiastraße gekommen, um diesem widrigen Treiben ein für allemal ein Ende zu setzen! In Wirklichkeit aber handelte es sich um den verkleideten Norderschweizer Frantisek-Josephus Gaiser, der das hooliganmässige Treiben der Nachterstädter für ein großes Übel hielt und als gelernter Veranstaltungselektroniker über eine wahre Pandora-Büchse an Mitteln verfügte, um die Versammlung zu sprengen, als da wären Sirenenklang & Kanonendonner vom Tonband, Kunstnebel, Lach- und Tränengas und eine mehrfarbig reflektierende, drehende Diskokugel, die er mittels einer komplizierten Konstruktion als Ersatz für einen Heiligenschein über dem Kopf trug. Die erschreckten und eingenebelten Nachterstädter stoben in alle Himmelsrichtungen davon, und Bacchus sah zufrieden, die starken, kurzen Arme in die Hüften gestemmt, wie ein römischer Imperator auf das kampflos geräumte Schlachtfeld.

Von diesen an sich ja positiven Entwicklungen konnte der große Vorsitzende in der Uhrenreege noch nichts wissen. Auch war mittlerweile sein unruhiger, nach vorne strebender, ja explorativer Geist, der selten bei nur einem Problem verweilen konnte, auf etwas Neues, Großes, gerichtet. Es war nämlich in der Zwischenzeit der Vollmond aufgegangen und strahlte in seiner ganzen Pracht.

"Ah!" rief der große Vorsitzende, "chrrrn! Übt er nicht eine geheime, unsichtbare Anziehung auf uns aus? Gaben ihm die Alten darum nicht Frauennamen? Die schöne Diana, die blonde Phoebe, die liebenswürdige Isis, die charmante Astarte, Königin der Nächte, Latones und Jupiters Tochter und des strahlenden Apollo jugendliche Schwester!" Der große Vorsitzende verfiel in einen traceartigen Zustand wie immer, wenn er Bedeutendes schaute. "Wie groß mag er wohl sein, der Mond, lieber Osterholt?"

Osterholt zog einen Zollstock aus der Manchesterbüx und hielt ihn vor den Mond. "Oh, ich glaube wohl, fast 5 Zentimeter! Und hat sich in den 40 Jahre, die ich auf mein' Hof sitze, um keinen Zentimeter..." - "Ach, Unsinn, Osterholt, er ist ja weit weg und muß viel größer sein!" belehrte der große Vorsitzenden seinen Freund in Sachen sphärischer Trigonometrie, "ich meine mich zu erinnern, daß Günther Jauch bei Wer wird Millionär gesagt hat, er wäre über SECHSTAUSEND METER groß!" Osterholt schlug sich mit der Hand vor die Stirn: "Över SEX-DUUSEND METTER! Dat mutt man sick mol vör-stellen! Dat is scha bold so wiet as von hier no' den Quaderbusen!"

Der große Vorsitzende nickte starknervig. "Bring mir schnell den Rechenschieber, lieber Osterholt, wir wollen einmal ausrechnen, wieviel Hektar Land sich dort befinden... Danke Dir, du guter Mensch, der Du seit 40 Jahre auf Dein'... naja, ist auch egal... also wie rechnet man das denn gleich... hm... chrrrrrn..." Die crèmanten Haarspitzen begannen ein wenig sich zu kräuseln, wie immer, wenn das Gehirn des großen Vorsitzenden stark arbeitete. Osterholt sprang helfend ein: "Pi, un' denn mol Radius Kwadraat, un' denn mol twee, vun wegen der Vorder- un' Rückseite!" - "Richtig, lieber Osterholt, denn wie jede Scheibe hat der Mond zwei Seiten!" - Die Spannung stieg ins Unermeßliche, und an den äußersten Kräusellöckchen Splittings bildeten sich kleine elektrische Flämmchen, St. Elms-Feuer, die ihm etwas Überweltliches, fast Heiliges verliehen, als er seine komplizierte Berechnung begann, begleitet von den frommen Gebeten seines Adlatus.

"Also Radius äh Drei Kilometer Kwadraat mal PI äh Drei Komma Eins Vier sach' ich mal grmpf... ah... das ergibt denn etwas über Achtundzwanzig Kwadraatkilometer mal Hundert, das sind denn fast... fast Zweitausendachthundert Hektar!" - "Mal zwei!" tüffelte Osterholt altklug hinterher. - "Mal zwei: Fünftausendsechshundert Hektar! Das ist mehr, als wir jetzt haben, lieber Osterholt! Das ist etwas mehr!" Vor dem geistigen Auge des großen Vorsitzenden entfaltete sich eine agrarökonomische Musterlandschaft mit emsig hin- und herfahrenden Schleppern, in Sechserreihen grasenden Kühen, endlosen Maisfeldern und einem rautenartigen, engen Netz betonierter Straßen ohne Tonnage-Begrenzung. "Mein Gott, wenn man das dortige, sicherlich nur extensiv bewirtschaftete Land an sich brächte und eine zeitgemäße Wirtschaft einführte, was für Ladewagen kämen dort wohl zum Einsatz!?" - "Größere als die auf mein' Hof, auf dem ich seit 40 Jahre' sitze..." - "Und keiner, der unseren herrlichen Gang stören könnte!" Die Augen des großen Vorsitzenden wurden blank und groß, "keine Buchhändler, Inschenieure, keine Badenser... keiner, der uns für dumm verkaufen könnte!" - "Aber auch keiner, den wir für dumm verkaufen könnten!" ergänzte Osterholt scharfsinnig. - "Aber, lieber Freund, bedenkt doch: Wir sind die Guten! Oh, welche Fluren dort zur Bereinigung anstünden! Welches Landes-Ministerium ist wohl für den Mond zuständig, Niedersaxen? Für die Rückseite doch wohl auf jeden Fall..."

Mitten in diese Vision des Vorsitzenden sprang das Tor zur Halle auf und eine Dreiergruppe ziegenbärtiger älterer Männer im Pelzmänteln wehte mit einer Wolke von Schnee und Eis hinein. Es handelte sich um Gelehrte aus dem fernen Göttingen, Abgeordnete der dortigen Akademie der Wissenschaften, die vom Landesamt für Geodesinformation und Leidenschaft beauftragt worden waren, die Stichhaltigkeit der Pläne des großen Vorsitzenden hinsichtlich des Autobahnzubringers streng zu prüfen. Der große Vorsitzende, war auch für diese Herausforderung bestens präpariert und spielte seine bislang verborgenen Trümpfe, Spontaneität und Weltläufigkeit, gekonnt aus. Kurzerhand waren die großen Plan-Karten auf dem Tisch und die Krüge voller Vorzugsmilch (mit einem Schuß Silagesaft) gefüllt. Die Gelehrten staunten nicht schlecht, als sie die Zeichnungen und Entwürfe sahen, und begannen ihre strenge Inquisition.

"Lieber Vorsitzender, wo ist denn die Autobahn, zu der ein Zubringer ja notwendigerweise führen muß?", wollten die Gelehrten neugierig wissen. "Erstens ist die Autobahn gleich da hinten!" erklärte Splitting und wies auf einen Ort weit jenseits des Tisches, "und zwar ungefähr in gedachter Linie, na was! Und außerdem: Wo steht geschrieben, daß ein Autobahnzubringer unbedingt eine Autobahn voraussetzen muß? Wir wollen die Region wirtschaftlich fit für die Zukunft machen, und uns nicht von gegenwärtigen Beschränktheiten einengen lassen! 99% zahlt das Ministerium, 1% kommen durch freiwillige Spender!" Dieses Musterstück argumentativer Rhetorik, deren virtuose Beherrschung den großen Vorsitzenden weit über die Grenzen seiner Heimat berühmt gemacht hatte, leuchtete den Gelehrten unmittelbar ein, und sie gingen weiter ins Detail, befeuert von der silagesafthaltigen Vorzugsmilch. "Was aber geschieht mit den Bewohnern der Bauernhöfe, hicks, die abgerissen werden sollen?" - "Die werden umgesiedelt" triumphierte Splitting mit der ihm eigenen Nonchalance, auch für diese Frage gewappnet, "die kommen sowieso von anderswo her! Und in Nachterstadt stehen wunderschön ausgestattete Barack... äh Sonderbauten zur Verfügung, die die Gemeinde uns freundlicherweise zur freien Verfügung hält!" - "Oh, aha, aber wie soll denn auf diesem Wirrwarr von Wegen, Abzweigungen, Umleitungen, Über- und Unterführungen überhaupt gefahren werden, hicks, würg?" - "Das ist ganz einfach!" Der große Vorsitzende nahm einen Spielzeugschlepper zur Hand: "So hoch, und da hinunter, rechts und dann links, und hier: Vorfahrt beachten! Dann im Schnellrestaurant einen Splitting-Burger mit Bradketowweln und Majo, und dann wieder dort hinein, hihi, und rauf und runter und dann: Tankpause und rein im Madame-Club!" Und der große Vorsitzende wies mit seiner starken Bauernhand auf das rot markierte Kernstück des geplanten Vergnügungsparks, an dessen Tresen die Fernfahrer Erquickung und Ablenkung von ihrem traurigen Alltag finden sollten. Die Gelehrten waren begeistert und erhöhten nochmals die Trinkfrequenz. "Wahrlich, Ihr habt an alles gedacht, großer Vorsitzender! Nur ist uns schon ganz schwindelig vom vielen Hin- und Herfahren! Börps! Deswegen nur noch eine letzte Frage: Wieso muß der Autobahnzubringer denn ausgerechnet mitten in Nachterstadt gebaut werden, argl..." - "Warum?!" Der Vorsitzende erhob sich zu seiner ganzen Größe, und der mächtige Schatten seiner 5 Fuß und 4 Zoll verdunkelte gespenstisch das Mondlicht. "Weil ich es so will!" - "Wahrlich, das ist genug!" schrien die Gelehrten erregt durcheinander, fielen stumpf um sagten keinen Ton mehr.

Was für ein Ärger! Diese akademischen Eierköpfe! Sternhagelvoll von ein paar Schlückchen Vorzugsmilch mit Silagesaft! Osterholt und Splitting näherten sich vorsichtig. "Vielleicht hätten wir den IBC-Tank doch vorher ausspülen sollen", räsonnierte Osterholt. "Unsinn!" rief der große Vorsitzende, "wo das Wasser doch so teuer geworden ist! Lauf, hol das Pferde-Klistier und eine Flasche Alter Hullmann! Das wirkt Wunder." - Liebe Leser, vom dem, was folgte, wollen wir hier stille schweigen. Nur soviel: Wenig später war die Delegation schon wiederbelebt und konnte dem Landesamt für Geodesinformation und Leidenschaft Niedersaxen nur Positives berichten, überwältigt von der traditionellen Stadländer Gastfreundschaft und erfüllt von der visionären Kraft des großen Vorsitzenden einerseits, des Alten Hullmanns andererseits. Daß dieser Bericht stehend erfolgte, obwohl man die Herren mehrfach zum Sitzen nötigte, war ebenfalls dem großen Respekt der Gelehrten vor der visionären Kraft des großen Vorsitzenden einerseits, des Alten Hullmanns andererseits geschuldet.

Und so nahm das Unheil für die Nachterstädter seinen Lauf.


[Ende der zweiten Szene]

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Lesen Sie bald in diesem BLOG:

Szene 3

- Wie sich der Autobahnzubringer als mächtiger regionaler Wirtschaftsfaktor etabliert.
- Wie die Nachterstädter ihrer Bürgerrechte verlustig gehen, in klirrenden Ketten abgeführt und dadurch beinahe zu besseren Menschen werden.
- Wie der große Vorsitzende zu neuen Welten aufbricht, die noch nie ein Mensch zuvor besiedelt hat.

Samstag, 9. Juli 2011

Faust III - Eine ländliche Komödie....

.... in 3 Szenen insbesondere für Kenner der Verschreibkunst, vom großen Widersacher alles Guten gewidmet den Gebildeten unter seinen Verächtern.


1. Szene, in der gereimt, geweint, geplant, geflucht, gestampft, gesungen und gegutachtet wird.

"Ich hab's getragen zehen Jahr und trag' es nimmermehr!" seufzte der große Vorsitzende des Landesvolkschaftsverbundes, Karl-Otto Splitting, das schwere Kassengestell auf der spitzen Nase zurechtrückend, durch das Halbdunkel der großen Halle seines niedersächsischen Rauchhauses. In dessen Mitte loderte eine herrschaftlich beizende Flamme und trocknete die auf dem umlaufenden Gesimse versammelten Schrumpfköpfe der gefallenen Feinde aus - eine stolze Sammlung illustrer Häupter, bis auf die Bronzezeit zurückreichend, als seine Vorfahren das Moor urbar gemacht und mit all dem Takelzeug aufgeräumt hatten, welches vörderhin dort so herumkrebste. Splitting tastete verwirrt nach dem sorgfältig mit Haarcreme geglätteten, quer auf dem kahlen Haupt befestigten Seitenhaar, welches schon deutlich graumelierte und dem großen Vorsitzenden anzeigte, daß es bald Zeit zum Einrücken sein würde bzw. Zeit, Ämter und Tagwerk ruhen zu lassen und sich auf seine unüberschaubaren Ländereien zurückzuziehen.

"Herr, es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg Deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
Und auf den Fluren laß die Winde los!"

rezitierte der große Vorsitzende, dessen Liebe zur Literatur und den schönen Künsten weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt war, den norddeutschen Bauernpoeten Rainer Maria Rilke. - Und auf den Fluren laß die Winde los : Au wei, da war es wieder, jenes Wort, welches des großen Vorsitzenden Eintritt in den Lebensabend zu überschatten drohte und ihm die Gicht in die arbeitssamen Gelenke trieb: Die Fluren waren noch immer nicht bereinigt, das Lebenswerk noch nicht vollbracht! Wut und Trauer kämpften in der Seele unseres Flurbereinigungs-Heros, und es obsiegte die Trauer ob des Unverstandes der Menschheit, namentlich jenes Teils der Menschheit, der sich im benachbarten Weiler Nachterstadt angesiedelt hatte und aus allerhand ambulantem Volk bestand, auf das man keinen Pfifferling geben mochte, und das mit viel Geschrei und Gedöns gegen seinen herrlichen Ratschluß aufbegehrte.... Trauer umfing sein Herz, und er trat vor das große bleiverglaste Fenster und rezitierte weiter:

"Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt ein Landwirt ist, wird's ewig bleiben
Ans Ministerium lange Briefe schreiben
Und wird auf Schotterwegen hin uns her
Unruhig wandern, wenn die Häcksler Silo schneiden."

Splitting hatte nicht bemerkt, daß sich von hinten sein getreuer Adlatus, der ehemalige Landwirt Osterholt, ihm zärtlich angenähert hatte und dem Schluchzenden seine von vielen Jahren entsagungsvollen Geldnachzählens gegerbten Hände auf die Schultern legte und also sprach:

"Herr, Ihr habt schon ein Haus gebaut: Euren schönen Altersruhesitz, mitten auf der weiten Flur, wo kein Baum stören kann und anderer Unrat, der von Euch nicht gesät wurde und so frech ist, trotzdem zu wachsen. Ein schönes Haus ist's, mit Innensproßen in den Plastikfenstern, einer Doppelgarage für den Opel Geronta, beleuchteter Warmwasserspülung auf dem Aborte, Treppenlift und sogar Krüppelwalmimitat! Ich sitze nun seit 40 Jahre auf mein' Hof..."

"Ach, lieber Osterholt, Ihr habt wohl recht, nur hinein kann ich noch nicht! Und warum nicht? Weil mein Lebenswerk, der vierspurige Autobahnzubringer mit Rastplatz, Tankanlage und Vergnügungscenter zwischen der Uhrenreege und Nachterstadt vom Landesamt für Geodesinformation und Leidenschaft Niedersaxen noch nicht planfestgestellt wurde! Und warum wurde er noch nicht planfestgestellt? Warum nicht?"

Ein heftiger Weinkrampf schüttelte den großen Vorsitzenden. Osterholt versuchte zu helfen:

"Ich sitze seit 40 Jahre auf mein' Hof! Seit Vier-zig-Jar-re! Aber das...!!"

Der große Vorsitzende wehrte seinen Getreuen unwirsch ab:

"Wer will das denn wissen? Nein, das echte Übel, die eigentliche Geißel, der wahre Widersacher alles Guten, das ist diese eine Kreatur, ah! Nein, Kreatur nehme ich zurück, denn das verweist auf etwas Geschaffenes, und ER wuchs nur zufällig aus einer bösen Ausdünstung des Bodens hervor! Jener, dessen Name mir für alle Zeiten unaussprechlich sein wird! Er, der Verhinderer! Ich wollte die Wasser für Alle teilen, wollte ich, chrrrrn, aber ER, oh ER!!"

Der große Vorsitzende redete sich in Rage. Oh, könnte er jenen Belial und sein Fliegenheer, das ihn in seinem elenden Treiben unterstützte und gegen den segensbringenden Autobahnzubringer aufbegehrte, der durch die angeflanschte Rast-Tank-Vergnügungsstätte den darbenden Landwirten in der Region ein schönes Auskommen ermöglichte, nur zermalmen! Könnte er ihn nur zerquetschen wie jene kleinen widerlichen schwarzen Käfer, die nachts vom Flett in sein Bett hinunterkrabbelten, um mit ihren spitzen kleinen Rüsseln sich an den Resten seiner Haarcreme zu besaugen. Grmpf! Schrmpf! Wrrschn! Allem voran galt es, IHN in die Schranken zu weisen, IHM das Lästermaul zu stopfen, IHM, dessen Hirn durch die Lektüre zahlreicher schlechter Bücher offenbar aufgeweicht worden war, IHM, diesem windigen Händler, von dem man nicht wußte, woher er seine Gelder und Apanagen bezog (vom Verscheuern des alten Drecks konnte er ja unmöglich leben), IHM, diesem...

"Blocker! So war ich seit 40 Jahre auf mein' Hof sitze! Der Name ist Programm! Blockiert alles! Blocker, Polocher oder so ähnlich! Heißt er! Kaum so alt wie ich auf mein' Hof sitze! Und blockiert alles!"

Osterholt stampfte wütend mit dem rechten Fuß auf den verdichteten Lehmboden der Halle, und das Moor übertrug seinen stummen Protest mit dumpfen seismischen Schwingungen weit über die Uhrenreege hinaus bis ins nahe Nachterstadt, wo in einem hell beleuchteten Saale voller Bücher die Festgesellschaft der Gegner des Autobahnzubringers Nachterstadt unter dem Absingen zweifelhafter Lieder und mit Zuhilfenahme allerlei dunkler Likörchen lärmend ihr frugales Mahl zu sich nahm.

"If you're going to Nach-ter-stadt City", so sang die angeheiterte Truppe, "be sure to avoid the Autobahn-zu-brin-ger"; "Es geht ein Weg nach nirgendwo"; "All streets come to an end", "Strassen ohne Ziel", und viele andere populäre Lieder, in denen die Planung des großen Vorsitzenden und seiner Getreuen veralbert wurde. Dabei hatte die Festgesellschaft die denkbar schlechtesten Argumente: Hauptsächlich berief man sich auf die Tatsache, daß die nächste Autobahn über 15 Kilometer entfernt, noch hinter Quaderberg, liege, und ein Autobahnzubringer deshalb vollkommen sinnlos sei. Dafür wolle man nicht Haus und Hof opfern [immerhin sollten sieben historische Landhäuser abgerissen, deren Bewohner in die ortsüblichen Schlichtbauten umgesiedelt und der überwiegende Teil der verbleibenden Resthöfe als Schaubauten in den neuen Vergnügungspark integriert werden]. Die rein auf Eigennutz basierende Fadenscheinigkeit dieser Argumentation war offensichtlich und schrie zum Himmel; was von dem einzigen objektiven Geist in Nachterstadt, dem Rechtsgelehrten Dr. Teichmann, glücklicherweise frühzeitig erkannt und sogar in einem ausführlichen Gutachten langweilig bewiesen wurde. Dazu analysierte Dr. Teichmann messerscharf heraus, daß die gesamte Festgesellschaft nur gegründet worden war, um sich unter dem Mäntelchen einer angeblichen Bürgerinitiative gepflegt zuschütten, besaufen und volldröhnen zu können. Die Saubande, die ausgeschamte! Aber was half's? Solange die Nachterstädter ihren Widerstand aufrecht erhielten, war die Planung gefährdet.

[Ende der ersten Szene]

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Lesen Sie bald in diesem BLOG:

Szene 2

- Wie die Nachterstädter es immer doller treiben bis ihnen Bacchus, der Weingott, erscheint.
- Wie die Aufmerksamkeit des großen Vorsitzenden hin zu größeren Aufgaben gelenkt wird.
- Wie eine Abordnung der Niedersächsischen Akademie der Wissenschaften beim Versuch, den Plan des Autobahnzubringers zu verstehen, ins Delirium fällt und nur Dank einer Flasche Alten Hullmanns ins Leben zurückfindet.


Donnerstag, 23. Juni 2011

Protokolle online


Jauchzet! Frohlocket! Auf, preiset die Tage!

Seht, sie sind online:
Die Protokolle der ersten Vorstandssitzungen!


Und sogar herunterzuladen unter der folgenden Adresse:
http://tinyurl.com/6gr3lm2

Dafür wollen wir dem Vorstand
der Teilnehmergemeinschaft recht herzlich danken: Danke!

Wofür wir dem Vorstand der Teilnehmergemeinschaft nicht herzlich danken wollen, ist das nunmehr schriftlich dokumentierte Wiederaufleben der als Route Fourty-Six bereits vom Ministerium und der LGLN aus der Planung geworfenen Neubaustraße zwischen der Burenreege und der Achterstädter Straße und dem damit verbundenen Ausbau der Straße Zum Rockenmoor. Man hat dieser Straße, deren Bau leider aus zahlreichen wohlerwogenen Gründen keineswegs erlaubt werden kann, nunmehr noch einen Querriegel in der Höhe des Siels als Schoko-Riegel für das Ministerium angeflanscht (ehemals unter allgemeiner Heiterkeit als "Alibi-Erschließungsriegel" bekannt geworden; uns liegt da ein Email-Verkehr aus den Frühtagen der Arbeitskreisplanungen vor, der recht interessant ist). Angeblich würden 70 HA landwirtschaftliche Flächen neu erschlossen, daher sei diese Straße -so wird selbst von intelligenten und weltläufigen Vorstands-Stellvertretern, die es eigentlich besser wissen müßten, gefordert- ein Muß.

An dieser Stelle wollen wir keineswegs die lange Liste der Gegenargumente herunterbeten oder gar persönliche Polemiken platzieren. Dem großen Visionär der Querverbindung, dem Landvolksvorsitzenden H.O. Witting, sei aber der Ratschlag Helmut Schmidts in Gedächtnis gerufen: "Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen" - vor allem Visionen, die im Zusammenhang mit Aphonie (med. f. Stimmlosigkeit) auftreten, werden von der Umwelt nur selten toleriert und führen oft zu dauerhaftem Verlust an Sympathiewerten.

Schließen wir mit einer kleinen Fabel, deren Lehrcharakter bestechend ist. - Als kleiner Junge hatten mir meine lieben seeligen Eltern ein gebrauchtes Kettcar geschenkt, mit dem ich in unserem Viertel wüst herumfuhr. Da ich zu diesem Zeitpunkt eine kleine unabhängige Republik ausgerufen hatte, an deren Spitze unser dicker Hauskater stand, überließ man mir zudem ein kleines Stückchen Garten mit der Auflage, einen Teil der geernteten Früchte (es wuchsen dort Erdbeeren und Kürbisse) an die Familie abzuführen. Dafür gab es wiederum ein kleines Taschengeld. Eine monatliche garantierte Apanage - Ein von den Eltern subventioniertes Fahrzeug - ein Grundstück mit Naturalpacht - ein insgesamt sorgenfreies Leben - ich kam mir vor wie ein echter Landwirt. Nur ein Problem quälte mich unsäglich: Ich konnte mit meinem Kettcar das Grundstück nicht auf dem direkten Weg erreichen, da der gepflasterte Gartenpfad für die Spurweite meines Fahrzeugs einfach zu schmal war. Ich mußte mein Königreich über einen Umweg anfahren; dies bedeutete einen Zeitverlust von fast einer Minute, der natürlich nicht hinnehmbar war. Also forderte ich, der doch schon mehrfach Begünstigte, vehement die Verbreiterung der Zuwegung. Daß dafür sowohl die Wäschepfähle meiner Großmutter als auch der alte Apfelbaum fallen mußten, war in meinen Augen leicht hinzunehmen, ging es doch um die Optimierung meiner Wirtschaftsfähigkeit.

Wie ist die Sache wohl ausgegangen? Nun, mein Großvater gab dem Antrag auf Einleitung der Flurbereinigung im Familiengarten und dem damit verbundenen Wegebau nicht statt, sondern verwies mich mit der ihm eigenen Ironie auf die bereits gewährten Vergünstigungen und ließ mich mit dem Hinweis zurück, daß man auch ohne meine Kürbisse und Erdbeeren nicht verhungern werde, hingegen eine Streichung meiner Vergünstigungen die sofortige Insolvenz und den Untergang meines Staatskörpers nach sich zöge - samt Vertreibung des fetten Katers und Wiedereingliederung des Grundstücks in den Familiengarten. Da zog ich einen Flunsch und verfügte mich auf meine Ländereien.


Und die Moral von der Geschicht':
  • Zu viele Geschenke machen gierig.
  • Wer zu gierig ist, läuft Gefahr, nichts zu bekommen außer Ärger.
  • Sei zufrieden mit dem, was Du hast, sonst läufst Du Gefahr, alles zu verlieren.
  • Manchmal ist es besser einen Umweg inkauf zu nehmen und freundlich gegrüßt zu werden, als sich auf direktem Wege eine blutige Nase zu holen.

Vielen Dank für Ihr Interesse, Ihr Äsop.

Samstag, 4. Juni 2011

Öffentlichkeitsarbeit des Vorstands

Liebe Leserinnen und Leser,

zwei weitere Wochen sind vergangen seit unserem hoffnungsvollen letzten Post, die Öffentlichkeitarbeit des Flurbereinigungsvorstands betreffend, und getan hat sich - - - nichts. Auf der Homepage der Gemeinde Stadland, Menüpunkt Flurbereinigung, findet sich nach wie vor die Wahl-Vollmacht zum Download (NB: Die Wahl hat vor zwei Monaten bereits stattgefunden). Das ist einerseits sehr sympathisch, zeigt es doch an, daß die Uhren im Stadland, dem staden = ruhigen Land (auf bayr. jedenfalls), erheblich langsamer ticken als im hyperbeschleunigten Rest der Republik. Dieses sympathische Tempo wird begleitet von der traditionellen Sparsamkeit des Nordgermanen in kommunikativen Fragen. Sehr zu loben, daß keine Zeit an unnützes Geplapper verschwendet wird und die Öffentlichkeit von den Nichtigkeiten und Details der Vorstandsarbeit verschont wird. Hierin drückt sich unseres Erachtens die Selbstverpflichtung des Vorstandes zur Wahrung des Allgemeinwohls auf das vorteilhafteste aus. - Auch dürfte sich die Maxime des Landvolkvorsitzenden H.-O. Witting ("Ein Mann - kein Wort") hierbei segensreich auswirken, der weit über die Landesgrenzen als "The man who must not speak / L'homme qui ne parle jamais" legendär geworden ist und selbst die spanische Inquisition mit seinem hartnäckigen Schweigen zur Verzweifelung getrieben hätte.

Gerüchte, daß der gesamte neunköpfige Vorstand zu einer vierwöchigen Dienstreise auf die Malediven aufgebrochen ist, um die dortigen Flurbereinigungsmaßnahmen angesichts steigender Meeresspiegel als doppeltes Neunauge zu begutachten, und die neun protestierenden Stellvertreter auf dem Weg zum Flughafen in der Pension "Hilde" in Castrop-Rauxel zu einer "Klausur" auf Staatskosten untergebracht hat, werden vom Ministerium strikt dementiert.

"Difficile est satiram non scribere" - Es ist schwer, darüber keine Satire zu verfassen. Wir regen daher erneut an, wenigstens die Protokolle der Vorstandssitzungen zeitnah auf der Homepage des Landkreises zu veröffentlichen, so daß die Öffentlichkeit über die Arbeit des Vorstands orientiert ist und die kleinen Schäfchenwolken, die sich in dieser Angelegenheit hier und da zeigen, nicht zu einer Gewitterfront verdichten.

Danke für Ihr Interesse, Ihr Otto W. Plocher

Mittwoch, 18. Mai 2011

Öffentlichkeitsarbeit des Vorstands

Liebe Leserinnen und Leser,

der Vorstand der Flurbereinigungsmaßnahme hat, nach unseren Informationen, bei einer seiner ersten Sitzungen beschlossen, daß die Öffentlichkeit (i.e. die Teilnehmergemeinschaft der im Flurbereinigungsgebiet situierten Grundbesitzer) regelmässig über die Fortschritte der Beratungen und Planungen auf dem Laufenden gehalten werden sollen. Dies begrüßen wir ausdrücklich; es deckt sich mit der selbstverpflichtenden Erklärung der Vorstandsmitglieder, nicht nur im eigenen Interesse, speziell dem eigenen der Landwirte, zu handeln, sondern die Belange der Allgemeinheit gleichermassen zu berücksichtigen. Somit sollen die Protokolle der Vorstandssitzungen und wichtige Informationen, wie wir aus einem Telefonat mit Herrn Burchard Wulff als Vorstandsvorsitzendem erfahren haben, auf der Homepage der Gemeinde Stadland, Menüpunkt Flurbereinigung, publiziert werden. Bis jetzt finden sich dort nur ältere Topoi wie die Bekanntmachung zur Vorstandswahl. Wir sind Herrn Wulff sehr dankbar, daß er zugesichert hat, Informationen zu den Planungen, sobald sie ein präsentationsfähiges Stadium erreicht haben, auf jener Adresse zu publizieren. Auch in der Presse sollen essentielle Informationen verbreitet und somit eine allgemeine Informiertheit der Betroffenen erreicht werden.

Diesem sehen wir auch deswegen mit großem Interesse entgegen, weil die stille Post, die auf dem Lande bekanntermassen keine Arbeitspause kennt, bereits einen recht weit ausgearbeiteten VORLÄUFIGEN Entwurf zur Wegeplanung meldet. Dabei sollen auch Wege aus den Tiefen des Achterstädter Moores wiederaufgetaucht sein, deren Sinnlosigkeit
[Vorsicht! Ab hier persönliche Meinungsäußerung!] jedem Unvoreingenommenen unmittelbar einleuchten muß. Da von den beiden Achterstädter Vorstandsmitgliedern Otto H. Witting und Gerd Westerholt ein Bruch ihres trappistenhaften Schweigegelübdes nicht zu erwarten ist, wäre es auch zur Vertreibung dieser gerüchteweise spukenden Planungs-Irrlichter zu wünschen, daß die Öffentlichkeitsarbeit des Vorstands möglichst zeitnah erfolgte - wir wollen aber nicht über Gebühr drängeln.

Vielen Dank für Ihr Interesse, Ihr Otto W. Plocher

Sonntag, 3. April 2011

Es geht weiter

Von verschiedenen Seiten ist an uns herangetragen worden, dieses Blog als Informations- und Kommentarmedium weiterzubetreiben. Es sei doch wünschenswert, die Tätigkeit des Vorstands damit zu begleiten und erleichtere die Einsicht in den Fortschritt der Flurbereinigung. Vielleicht könne sogar von Seiten des Vorstands das Blog benutzt werden, um über die eigene Arbeit zu berichten und damit eine Transparenz gegenüber der Teilnehmergemeinschaft zu schaffen.

Gerade der letzte Punkt ist natürlich hervorhebenswert. Die maximalen täglichen Zugriffszahlen auf das Blog lagen bei über 150, was auf ein reges Interesse an den Belangen der Flurbereinigung schließen läßt. Das Blog als eingeführtes Medium könnte die Verständigung zwischen dem Vorstand und der Teilnehmergemeinschaft somit deutlich erleichtern. Daß die gewählten Vorstandsmitglieder zu ihrer Zusage stehen, für alle Bevölkerungsgruppen gleichermassen segensreich wirken zu wollen, sei dabei wohlwollend unterstellt.

Falls sich also Interesse für die skizzierte Art des Blog-Gebrauchs beim Vorstand finden sollte, stehen wir gerne zur Verfügung. Ansonsten werden wir die Einleitung der aktiven Phase der Arbeit des Vorstands abwarten und versuchen, unsere Leser danach mit Berichten und Kommentaren auf dem Laufenden zu halten.

Also: Es geht weiter!


Dank für Ihr Interesse und Ihren Zuspruch,

Ihr OW Plocher / Freerk Syassen



Freitag, 1. April 2011

Wahlergebnisse

Die vorläufigen Ergebnisse der Wahl zum Vorstand der Flurbereinigung vom 31.03.2011 liegen nunmehr vor. Eine überaus große Wahlbeteiligung und eine rege Anteilnahme an den Belangen der Flurbereinigung war im Vorfeld positiv zu verzeichnen; die Wahl erfolgte geheim in zwei Wahlgängen (Vorstandsmitglied und Stellvertreter). Es wurden (nach unseren Informationen) über 200 Stimmen abgegeben - eine ganz ungewöhnlich hohe Wahlbeteiligung, die über 50% liegen dürfte.

Als Mitglieder in den Vorstand wurden gewählt (Stimmenzahl vorangestellt):

117 Jürgen Rohde

114 Burchard Wulf
f
107 Walter Damken

102 Dettmer Padeken

97 Otto-Hermann Witting

89 Hans-Gerd Westerholt

86 Jan-Gerd Sommer

83 Jürgen König

77 Holger Busch


Als Stellvertreter, die noch persönlich direkt einem Mitglied zugeordnet werden, wurden gewählt:

88 Arnold Jansen

86 Jan-Bernd Schomaker

81 Hergen Wiese

72 Dr. Cord Diekmann

71 Hajo Schomaker

70 Franz-Josef Kaiser

67 Heiner Reiners

64 Werner Ramke

57 Hermann Hecht

Damit zeigt sich ein klares Übergewicht für die Kandidaten des Landvolkes / im Umfeld des Landvolkes. Wir gratulieren den gewählten Kandidaten mit einem kleinen Gedicht aus einem der ersten Landwirtschaftsbücher in deutscher Sprache (Nürnberg 1670) und wünschen ihnen eine glückliche Hand bei der Bereinigung der Flur. Keine Ecke vergessen, und hinterher das Werkzeug schön wieder wegräumen!

Die Sonne steht im Stier /
es paaren sich die Thier';
und leitet sie die Liebe /
Zu folgen auf der Spur
der Mutter / der Natur;
aus unverdorb'nem Triebe.

Das Blumwerck bricht herfür /
der Gärten schönste Zier /
die linden Westen küssen
die bunte Tulipan /
die Röslein / Majoran /
die Jasmin und Narcissen.
Es lachet die Natur /
ob dem bekleeten Flur!

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"Was wird nun werden, wie soll's nun weitergeh'n?" (Hans Albers).

Nun, Gerüchten zufolge sind die Aktien für Heidelberger Zement mit dem Ausgang der Wahl um 5 Punkte gestiegen. Die Behauptung, daß alle Landmaschinenhändler bis in den frühen Morgen im schwersten Trunke durchgefeiert haben, ist unbewiesen. Eine Abwanderung seltener Watvögel, Echsen und Moorkäfer, die sich frühzeitig vor dem Wegebau in Sicherheit gebracht hätten, wurde nicht beobachtet; auch war es sonst verdächtig ruhig in der Exgemeinde Schwei und Umgebung. Was ja bekanntlich immer Anzeichen kommenden Unglücks ist.

"Schau'n mer mal!" (F. Beckenbauer).

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Genauere Zahlen zur Wahlbeteiligung in den beiden Zeitungsartikeln der NWZ und der Kreiszeitung mit teilweisem Buntfoto der Bereinigenden:

http://www.nwzonline.de/Region/Kreis/Wesermarsch/Stadland/Artikel/2575382/Vorstandswahl-erfordert-langen-Atem.html

http://www.kreiszeitung-wesermarsch.de/Home/region/stadland_Wahl-dauert-sechs-Stunden-_arid,542603.html